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Allgemeines zum Interview

Das Interview ist in den sozialwissenschaftlichen Disziplinen eine prominente Methode zur Erfassung qualitativer Daten. Es dient der mündlichen Befragung von Personen zu einem bestimmten Thema. Häufig wird das Interview dann eingesetzt, wenn über das zu untersuchende Merkmal noch wenige Informationen vorhanden sind, oder wenn es notwendig ist, bestimmte Aspekte durch Nachfragen zu vertiefen. Wie der Fragebogen enthält auch ein Interview verschiedene Items (Fragen). Und auch hier wird zwischen verschiedenen Graden der Standardisierung unterschieden:

Standardisierte Interviews
Bei standardisierten Interviews ist die Art und Weise der Interviewdurchführung genau vorgegeben. Solche Interviews eignen sich vor allem für klar umgrenzte Themenbereiche. Konkret bedeutet die Standardisierung, dass... (vgl. Grund, Grote & Windlinger, 2003)

  • ein Interview anhand eines Interviewleitfadens durchgeführt wird, der die Fragen (Wortlaut und Reihenfolge) und z. T. auch die Antwortmöglichkeiten vorgibt;
  • die Situation immer gleich sein sollte - das heisst, idealerweise finden verschiedene Interviews im selben Raum statt, der selbe Interviewer stellt die Fragen, verschiedene Interviews sollten den gleichen Kommunikationskanal nutzen (nicht etwa die Hälfte der Interviews als Telefoninterview und die andere face-to-face realisieren);
  • der Ablauf des Interviews immer gleich sein sollte - das heisst, die Phasen (z. B. Einleitung, Fragen seitens des Befragten, Interview, Rückfragerunde, Abschluss) sollten immer in der gleichen Reihenfolge ablaufen und der Interviewer sollte sich nach Möglichkeit gegenüber verschiedenen Interviewpartnern gleich verhalten;
  • die Analyse des Interviews immer gleich sein sollte - das heisst, die Protokollierung des Gesagten darf sich nicht von Interview zu Interview unterscheiden (also nicht einmal per Videotape festhalten und einmal schriftlich protokollieren), und auch die Auswertung sollte möglichst standardisiert erfolgen.

Halbstandardisierte Interviews
Halbstandardisierte Interviews geben dem Interviewer die Art und Weise, wie das Gespräch geführt werden soll, mehr oder weniger genau in einem Interviewleitfaden vor. Es können dabei sowohl geschlossene als auch offene Fragen verwendet werden.

Nicht-standardisierte Interviews
In nicht-standardisierten Interviews wird nur ein thematischer Rahmen vorgegeben, der Interviewer ist frei bei der Formulierung und Reihenfolge der Fragen, und er kann – je nach Antwort des Interviewpartners – auch noch weiterführende, nicht vor-definierte Fragen stellen. In einem solchen Interview werden offene Fragen verwendet.

Je standardisierter eine mündliche Befragung stattfindet, desto vergleichbarer sind die Ergebnisse,


Ressourcenaufwand
Die Datenerhebung und -auswertung von Interviews kann sehr zeitintensiv sein, vor allem, wenn viele Personen befragt werden, wenn die Interviews lange dauern und wenn die Antworten zwecks detaillierter Inhaltsanalyse auf Tonband aufgenommen und transkribiert (abgeschrieben) werden sollen. In jedem Fall aber ist es notwendig, ein Schema zu entwickeln, anhand dessen die Interviewprotokolle einer (Inhalts-)Analyse unterzogen werden sollen.

Vorteile
Ein Interview ist vor allem dann geeignet, wenn nicht viele Personen befragt werden müssen. Ebenfalls von Vorteil ist bei einem Interview, dass es die Möglichkeit bietet, bei Unklarheiten nachzufragen und individuelle Eindrücke in Ihrer Vielfalt zu erfragen und fest zu halten - dies hebt Interviews im Vergleich mit Fragebögen heraus. Interviews liefern eine grosse Menge qualitativer Daten.


Nachteile
Ein Nachteil von Interview können Interviewereffekte sein; damit ist gemeint, dass die (äusseren) Merkmale des Interviewers (z. B. Alter, Geschlecht, Aussehen) einen Einfluss auf das Antwortverhalten haben können.

 
© 2009 ETH Zürich und Université de Fribourg (CH)
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