Bedarfsanalyse
Bei der Bedarfsanalyse wird ein Vergleich zwischen dem
Ist- und dem Soll-Zustand vorgenommen, wobei der Soll-Zustand entweder
durch das Projekt-Team vordefiniert sein oder auch im Rahmen der
Bedarfsanalyse gemeinsam mit der Zielgruppe entwickelt werden kann.
Hinsichtlich des Bedarfs können verschiedene Kategorien unterschieden
werden:
- Normativer Bedarf: Es wird ein nationaler oder
internationaler Standard als Vergleich herangezogen. Ein normativer
Bedarf besteht, wenn die Ist-Situation hinter diesem Standard
zurückbleibt.
- Relativer Bedarf: Die Ist-Situation wird mit der
Situation in einer Vergleichsgruppe, einem Konkurrenzunternehmen etc.
verglichen. Wenn dort bessere Werte erzielt werden, besteht ein
relativer Bedarf.
- Subjektiver Bedarf ist dann vorhanden, wenn Personen selbst ein Bedürfnis (bspw. nach Weiterentwicklung ihrer Qualifikation) empfinden.
- Demonstrierter Bedarf ergibt sich, wenn das Verhalten der Zielgruppe auf einen Bedarf hinweist (z. B. Wartelisten von Seminaren).
- Unter zukünftigem Bedarf ist derjenige Bedarf zu
verstehen, welcher sich aus zukünftigen Veränderungen und deren
Voraussetzungen bzw. Konsequenzen ergibt.
Die Bedarfsanalyse kann in drei Teilaufgaben eingeteilt werden:
- Erheben des Ist-Zustandes
- Definieren des Soll-Zustandes
- Feststellen der Diskrepanz zwischen Ist und Soll
Die Methoden, mit denen diese Analysen durchgeführt werden
können, sind vielfältig. Je nachdem, welche Fragen abgeklärt werden
sollen, eignen sich verschiedene qualitative oder quantitative
Methoden:
- Interviews sind geeignet, um einzelne Personen (z. B. Experten,
Studierende) zu befragen, und wenn es darum geht, neue Themen (insb.
auch Zielvorstellungen) zu entwickeln und / oder persönliche
Erfahrungen, Vorstellungen und Meinungen umfassend zu erheben.
- Mit Fragebögen können viele Personen befragt werden. Sie sind insb.
dann geeignet, wenn schon Informationen über die Zielgruppe und deren
Bedürfnisse vorliegen.
- Beobachtungen sind geeignet, um Informationen zu sammeln, die den
Befragten weniger bewusst sind. Beispielsweise bietet es sich für die
Weiterentwicklung eines Systems an, die Benutzer bei der Interaktion
mit dem System zu beobachten, um Hinweise auf Probleme oder Bedürfnisse
der Benutzer zu erhalten.
Wichtig: Der Bedarf, d. h. die Diskrepanz
zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand, bietet auch eine Richtschnur
für eine abschliessende Evaluation des Projektes, indem diese der Frage
nachgeht, ob der Soll-Zustand erreicht, d. h. der Bedarf gedeckt werden
konnte, und welche Faktoren bei einer mangelnden oder fehlenden
Bedarfsdeckung verantwortlich sind (Reinmann-Rothmeier & Mandel,
2000).
Beispiele
Als Anregung für das Design
eigener Bedarfsanalysen finden Sie hier zwei Beispiele für
Bedarfsanalysen aus dem eLearning-Bereich: Bedarfsanalyse - Beispiele.