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Inhaltsanalytische Verfahren

Um die Ergebnisse eines Interviews, einer nicht-strukturierten Beobachtung oder eines Fragebogens mit offenen Fragen auswerten zu können, stehen inhaltsanalytische Verfahren zur Verfügung. Bei der Inhaltsanalyse werden quantitative und qualitative Verfahren unterschieden.

Quantitative Inhaltsanalyse

Das Ziel einer quantitativen Inhaltsanalyse ist es, die Komplexität des Materials zu reduzieren und in ein statistisch auswertbares Format zu bringen. Vorgehen:

  1. Zunächst wird theoriegeleitet ein Kategoriensystem erstellt, das alle für die Beantwortung der Fragestellung relevanten Aspekte abdeckt. Wenn beispielsweise untersucht werden soll, welche kognitiven Lernstrategien die Studierenden bei der Bearbeitung eines Lernprogramms einsetzen, dann sollte dieses Kategoriensystem die interessierenden Lernstrategien (z. B. Wiederholen, Elaborieren) enthalten.
  2. Das Datenmaterial (bspw. Protokolle des "lauten Denkens") wird in Sinneinheiten unterteilt - diese können aus ein oder zwei Sätzen oder auch nur aus einem Wort bestehen.
  3. Die einzelnen Sinneinheiten (Propositionen) werden dann den einzelnen Kategorien zugeteilt. Üblicherweise geschieht das, indem jeder Sinneinheit ein Code zugeordnet wird, der für eine bestimmte Kategorie steht.

Üblicherweise wird das Kategoriensystem zunächst anhand von zwei bis drei Beispieltexten auf seine Tauglichkeit geprüft, bevor die eigentliche Codierung beginnt. Hier finden Sie ein Beispiel für ein Kategoriensystem, das auch Beispiel-Propositionen enthält: Kategoriensystem für Lernstrategien (pdf, 32 kB)


Mit Hilfe dieser Analyse können bspw. Aussagen darüber gemacht werden, ob manche Lernstrategien häufiger vorkommen als andere, oder (wenn ein abschliessender Lerntest eingesetzt wurde) ob Studierende, die bestimmte Lernstrategien anwenden, erfolgreicher lernen.


Qualitative Inhaltsanalyse

Auch bei der qualitativen Inhaltsanalyse wird ein Kategoriensystem entwickelt - allerdings ergeben sich die Kategorien häufig aus dem Textmaterial selbst und werden nicht im Vorhinein festgelegt. Ziel ist nicht eine Quantifizierung, sondern die Interpretation der Textinhalte, d.h. es wird die inhaltliche Bedeutung von Aussagen ermittelt, ohne dass das Material auf quantifizierbare Aussagen reduziert wird. Mit dieser Vorgehensweise können drei verschiedene Ziele verfolgt werden: Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung. Bei der Zusammenfassung ist es das Ziel, das Interviewmaterial zu reduzieren. Die wesentlichen Inhalte sollen jedoch erhalten bleiben, damit ein abstrahiertes Abbild des Grundmaterials geschaffen werden kann. Bei der Explikation geht es darum, zu fragwürdigen Textteilen zusätzliches Material hinzuzufügen. Dabei werden die jeweiligen Textstellen ergänzt und erläutert. Das Ziel der Strukturierung ist es, eine bestimmte Struktur aus dem Material herauszufiltern.
Je nach Ziel, welches verfolgt werden soll, ist die Vorgehensweise der qualitativen Inhaltsanalyse unterschiedlich. Weitere Informationen zur qualitativen Inhaltsanalyse finden Sie bei Mayring (2000) unter http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-00/2-00mayring-d.htm.


 
© 2009 ETH Zürich und Université de Fribourg (CH)
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